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Interview mit Tantra-Masseurin Nancy

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Wir möchten mit diesem Blogbeitrag eine neue Reihe starten, wo wir etwas hinter die Kulissen der Anbieterinnen und Anbieter von Tantra-Massagen oder sinnlichen Massagen schauen. Es sollen Personen vorgestellt werden, die in diesem Bereich schon seit längerer Zeit tätig sind und über ihre Erfahrungen und die Arbeit sprechen. Ein Ziel soll dabei sein, vor Allem Neulinge zu animieren, vielleicht mal einen Besuch zu wagen oder auch das Interesse zu wecken, dieser Arbeit selbst nachzugehen.

Das erste Interview haben wir mit Nancy gemacht, sie arbeitet im Dahar's Tempel in Bubikon bei Zürich/Schweiz.

Don (Massage123): Hallo Nancy, erzähle uns doch als Erstes mal, wie Du angefangen und zur Tantra-Massage gekommen bist...

Nancy: Gerne. Anfang 2018 besuchte ich zusammen mit meiner besten Freundin einen "Tag der offenen Tür" zum Thema Tantramassage. Nach ungefähr 20 Minuten verabschiedete sich meine Freundin mit den Worten "Das ist nichts für mich. Ich gehe". Meine Antwort darauf war: "Ich gehe nie mehr". Und dann nahm alles ganz schnell seinen Lauf. Dieser Abend fühlte sich an wie ein Nachhausekommen, ein Zurückfinden zu dem, was ich der Welt geben will.

Wie ging es dann weiter, hast Du direkt ein eigenes Studio eröffnet oder woanders gearbeitet?

Der Übergang von der Ausbildung zur Profession war fliessend. Die ersten Menschen, die mir Geld für meine Massagen angeboten haben, habe ich zu Hause in einem extra eingerichteten Massagezimmer empfangen. Doch schon bald verspürte ich den Wunsch in einem kleinen Team zu arbeiten, in Räumlichkeiten ausserhalb meines privaten Bereiches. Dann lernte ich meinen Partner Arun kennen, der ebenfalls Tantramasseur ist. Gemeinsam haben wir begonnen 4-Hand und Paar-Massagen zu anzubieten. Uns verbinden nicht nur die Liebe und unser Kind, sondern auch eine Seelenmission. Schon kurze Zeit später erhielten wir von Tina das Angebot, gemeinsam im Dahar's Tempel zu arbeiten. Ich finde kaum Worte, die meine Dankbarkeit beschreiben für dieses kleine Love-Team, das wir sind. Im Moment kann ich mir keinen schöneren Ort vorstellen.

Wie bildest du dich weiter?

Ich besuche regelmässig Kurse und assistiere an Workshops. Es ist eine Reise, die wohl nie zu Ende geht.

Wie erholst du dich von deiner Arbeit? Was ist der Gegenpol?

Meine Arbeit IST der Gegenpol :) Sie lässt mich in eine verkörperte Welt voller Gefühl, Liebe, Tiefe, Entschleunigung und Intimität abtauchen. Dinge, die in unserer schnelllebigen und hektischen Zeit oft viel zu kurz kommen. Ansonsten zählen Yoga, Saunagänge und warme Bäder zu meiner Vorbereitung auf die nächste Massage-Session.

Jede Industrie verändert sich mit der Zeit, Trends kommen und gehen. Welche Veränderungen siehst du aktuell in deinem Bereich?

Ich beobachte, dass sowohl Tantra sowie Tantramassagen, aber auch andere Gebiete der Spiritualität nicht mehr sind, was nur einer kleinen Gruppe von Menschen zugeschrieben wird. Diese Bereiche werden zugänglicher, öffentlicher und auch immer mehr junge Menschen kommen zu uns ins Studio. Immer mehr junge Leute wollen kennenlernen, was echte Intimität und Sexualität bedeutet, wie sich liebevolle Berührung und Hingabe anfühlt... fernab von dem, was uns Porno & Co so oft vermitteln.

Ein weiterer Trend sind die Frauen, die sich immer öfter in die Tantramassage begeben und von ihr profitieren.

Was verlangen die Kunden am meisten?

Am beliebtesten ist die Body-to-Body-Massage. Ein Erlebnis mit viel warmen Öl und viel Körperkontakt, Haut auf Haut...

Was stört dich am meisten?

Tantramassage bedeutet eine klare Rollenverteilung. Der Kunde oder die Kundin ist der empfangende Part und darf einfach nur geniessen und beobachten, was die Berührungen im eigenen Körper auslösen. Mein Fokus ist dabei zu 100% auf den Kunden / die Kundin gerichtet und auf das, was ich tue. Ich gebe und diene. Wechselseitige Massagen sind nicht erlaubt, genauso wie Küssen, Geschlechts- oder Oralverkehr. Es passiert selten, aber es passiert, dass Kunden die Grenzen trotz Vorgespräch nicht respektieren und auch nicht fragen, sondern einfach unachtsam und übergriffig werden. Im Zweifelsfalls brechen wir die Massagen dann ab.

Das ist verständlich. Gegenseitiger Respekt muss sein. Lässt sich sagen, was das durchschnittliche Alter der Besucher ist?

Gibt es einen Durchschnitt? Die Alterspanne ist sehr breit von 18 bis 90 Jahren ist jedes Alter dabei.

Wie sieht es aus mit Paar-Massagen?

Paar-Massagen machen den kleinsten Teil der gesamten Massagen aus. Paare wünschen sich oft, etwas „neues auszuprobieren“. Auch eine andere Haut als die des Partners zu spüren, ohne dafür die Beziehung nach Aussen hin öffnen zu müssen. Oder sie wünschen sich eine Verbesserung ihrer (manchmal eingeschlafenen) Sexualität, sie wollen sich selbst näher erforschen, neu erleben und etwas dazu lernen. Und natürlich wollen viele auch einfach nur gemeinsam geniessen und entspannen. Wenn ein Paar in die Massage kommt, ist das ein sehr heiliger Raum, den wir betreten dürfen. Wir sind stets bemüht, uns sehr respektvoll, achtsam und sensibel in diesem Raum zu bewegen und beiden Menschen ein schönes Erlebnis zu ermöglichen. Jedes Paar bringt auch Themen mit, die eventuell berührt werden. Jede Massage ist auch ein Lernen.

Vielen Dank Nancy für die interessanten Einblicke und das Gespräch.

 

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